Autos auf einer Straße

Formen der Ladungssicherung

25. Okt. 2022 | Von Malena Gärtner

Es gibt drei Formen der Ladungssicherung: die kraftschlüssige Sicherung, die formschlüssige Sicherung oder – in der Praxis üblich - eine Kombination aus beiden. So bleibt ihre Ladung immer sicher!

Jeder Kraftfahrer, jeder Leiter eines Fuhrparks, kennt das Newtonsche Bewegungsgesetz. “Ein Körper behält seine Geschwindigkeit bei, wenn er nicht durch äußere Kräfte festgehalten wird.” In der Praxis bedeutet es, dass eine ungesicherte Ladung schnell ins Rutschen kommt. Bereits geringe Kurvengeschwindigkeiten oder eine kleine Bremsverzögerung genügen. Waren – egal ob schwer oder leicht - müssen immer optimal gesichert werden.

Mann trägt einen Teppich neben einem Fahrzeug
Mann trägt einen Teppich neben einem Fahrzeug

Die kraftschlüssige Ladungssicherung

Die kraftschlüssige Sicherung der Ladung (das Niederzurren) erfolgt durch Zurrgurte, die über die Ladung gespannt werden. Die Kraft der Gurte nennt man Vorspannkraft. Die Ware wird durch diese Kraft auf die Ladenfläche gedrückt. Niederzurren erfolgt durch mindestens zwei Zurrgurte, Kantenschützer verhindern eine Beschädigung der Ladung. An der Ladung sind keine Befestigungsmöglichkeiten erforderlich, die Gurte werden am Anhänger befestigt.

Die maximalen Vorspannkräfte erreicht man mit einem möglichst kleinen Winkel (0° bis 7°) zwischen Gurt und Ware. Vergrößert sich der Winkel, so verringert sich die Kraft, die auf die Ladung wirkt. Die Vorspannkraft der Gurte bleibt gleich, aber der Bewegungsspielraum ist zu hoch. Die Ware kann unter dem Gurt wegrutschen und eine verlässliche, kraftschlüssige Sicherung ist nicht mehr möglich.

Nach kurzer Fahrzeit müssen Spanngurte immer kontrolliert und eventuell nachgespannt werden. Die vom Hersteller garantierten Werte an Vorspannkraft sind auf dem Etikett des Gurtes vermerkt. Das Etikett muss vollständig vorhanden sein, sonst darf der Gurt nicht mehr verwendet werden. Defekte Gurte dürfen nicht eingesetzt werden. Verdrehte oder geknotete Gurte sind ebenfalls nicht zulässig.

Die Anzahl der nötigen Zurrgurte hängt ab vom Gewicht der Ladung und der Haftung der Ladung auf dem Untergrund (dem Reibwert).

Berechnung der notwendigen Sicherung

Zentrale Frage der Sicherung der Ladung ist: Mit welcher Kraft (Sicherungskraft) muss ich die Ware zusätzlich zu ihrem Eigengewicht sichern?

Die Gewichtskraft

Um zu berechnen, wie stabil eine Ladung gesichert werden muss, brauchen Sie die Gewichtskraft der Ware. Was ist die Gewichtskraft? Ware von 1.000 kg Masse hat eine Gewichtskraft von 10.000 Newton, also 1.000 Dekanewton (daN). Sie können immer das Gewicht der Ware (in kg) mit Dekanewton gleichsetzen.

Von der Gewichtskraft der Ladung (1.000 Dekanewton) können Sie die Reibungskraft abziehen.

Die Reibungskraft

Es gibt keine ganz glatten Materialien, der Reibwert (Reibung) ist nie Null. Sobald z. B. eine Holzpalette auf eine Ladefläche aus Metall gelegt wird, entsteht eine Mikroverzahnung. Die zwei Materialien halten sich gegenseitig fest. Je rauer und trockner, desto höher der Reibwert, desto fester der Halt.

Den Reibwert µ für verschiedene Materialien entnehmen Sie einer Tabelle (VDI-Richtlinie 2700). Beispiel: Holz auf Metall (trocken) hat einen Reibwert µ von 0,2 bis 0,5. Ist das Holz nass, sinkt der auf Reibwert µ auf 0,2 bis 0,25. Ist Holz oder Metall fettig ist die Reibung sehr niedrig, nur noch 0,02 bis 0,1. Nehmen Sie immer den niedrigeren Wert in der Tabelle. Mit einer Antirutschmatte kann man den µ-Wert immer mit 0,2 ansetzen.

Beispiel: Auf einer Holzpalette sind Waren von 1.000 kg. Ihre Gewichtskraft beträgt also 1.000 Dekanewton (daN). Die Palette steht auf einer Antirutschmatte (µ ist 0,2). Die Reibungskraft ist Gewichtskraft (1.000 daN) mal Reibwert µ (0,2). Die Reibungskraft beträgt also 200 daN.

Die Sicherungskraft

Die notwendige Sicherungskraft ist die Gewichtskraft der Ladung (1.000 Dekanewton) minus Reibungskraft (200 Dekanewton). 1.000 daN – 200 daN ergibt 800 daN.

Die Ladung muss nicht in alle Richtungen mit einer Sicherungskraft von 800 daN befestigt werden. Die Ladungssicherung Vorschriften lauten: Auf die Ladefläche müssen Sie 100 % sichern, also die gesamte Gewichtskraft. Gegen abrupte Bremsmanöver müssen Sie die Ladung nach vorne mit 80 % der Gewichtskraft absichern. Seitwärts (Kurvenfahrten) und rückwärts (Beschleunigung) sind es 50 %.

Möchten Sie die Ladung niederzurren, müssen die Gurte – in diesem Beispiel - insgesamt eine Sicherungskraft von 800 Dekanewton aufbringen. Seitlich und rückwärtig genügen Sicherungskräfte (Gurte, Ketten) von 400 Dekanewton.

Bei Containern oder Sattelaufliegern, die auf Eisenbahnwaggons geladen werden, sind die Werte etwas anders. Hier lauten die Ladungssicherung Vorschriften: 100 % der Gewichtskraft nach vorne und hinten aufnehmen können (zur Seite 50 %). Das liegt am Rangieren der Waggons mit erheblichen Stoßbelastungen.

Die formschlüssige Ladungssicherung

Bei der formschlüssigen Sicherung sichert sich die Ware gegenseitig. Sie ist eng gepackt ohne Zwischenräume und gerät deshalb nicht ins Rutschen.

Palettierte Ware kann lückenlos verladen werden. Oft umfasst die Ladung aber neben aber palettierter Ware auch Stückgut. Stückgutladungen stellen hohe organisatorische Anforderungen. Für ein formschlüssiges Laden fasst man möglichst Stückgut zu größeren Einheiten zusammen. Fässer können mit Schrumpffolie zu einer Einheit zusammengefasst werden. Einzelne Rohre zu einer Ladungseinheit gebündelt werden. Verschiedene Ladungsgüter bilden durch Umreifung eine kompakte Einheit. Zum Schluss erfolgt die formschlüssige Sicherung durch Auffüllen der Zwischenräume.

Die Sicherung von schweren Gütern und die gleichmäßige Lastverteilung stellt hohe Anforderungen. Weder Vorder- noch Hinterachse dürfen überlastet werden. Ist die Vorderachse überlastet, muss die Verteilung der Ladung angepasst werden. Auch die Art des Fahrzeuges, z. B. mit Front- oder Heckkran verlangt eine entsprechende Verteilung der Ladegüter. Die Polizei überprüft nicht nur das Betriebsgewicht, auch die Achslasten werden mit mobilen Waagen kontrolliert.

Zur formschlüssigen, effizienten Ladungssicherung gibt es viele Möglichkeiten: Zwischenräume mit Paletten, Stausäcken und Luftpolstern auffüllen, Spanplatten mithilfe von Streben fixieren. Die Fahrzeuge werden oft werkseitig mit fest eingebauten Ausrüstungen zur Ladungssicherung ausgeliefert. In Zurrschienen können Zurrgurte, Sperrbalken und andere Hilfsmittel direkt eingehängt werden.

Eine formschlüssige Sicherung der Ladung liegt auch vor, wenn Sie die Ladung (z. B. Papierrollen) durch Keile sichern. Was ist, wenn Sie den Lkw nicht komplett beladen und eine lückenlose Anordnung der Ware nicht möglich ist? Dann sichern Sie die Ladung mit Klemmbalken oder Festleghölzern. Sie halten das Gewicht der Ware und Sorgen für den Formschluss.

Das Schräg- und Diagonalzurren

Formschlüssig kann Ladung gesichert werden, wenn Sie direktzurren. Es gibt das Diagonalzurren, das Schrägzurren und das Schlingenzurren. Bei dieser Art der Sicherung sind die Gurte direkt in der Ware eingehängt oder befestigt. Das ist der Unterschied zum (kraftschlüssigen) Niederzurren. Die Ladung muss unbedingt über entsprechende Befestigungsmittel verfügen.

Bei der diagonalen Variante befinden sich je zwei Gurte an gegenüberliegenden Seiten. Die zwei Gurte laufen überkreuz und halten die Ware am Boden fest. Es sind mindestens vier Gurte erforderlich. Diese Methode eignet sich zum Transport von besonders schweren Ladungen. Beim Schrägzurren sind an jeder Seite zwei Gurte befestigt. Hier benötigst du mindestens acht Zurrgurte. Das Schlingenzurren erfolgt durch eine Schlinge, die vorne über die Ware gelegt wird. Diese wird mit zwei Gurten auf den gegenüberliegenden Seiten am Boden befestigt.

Große Maschinen können mit dieser Methode zuverlässig transportiert werden. Für Ladeeinheiten, die rollen können (geladene Fahrzeuge) ist Direktzurren die sicherste Befestigung. Auf nassen, fettigen oder schmutzigen Ladeflächen haben Sie keine Reibkraft mehr. Nur durch Direktzurren kann die Ware in Position gehalten werden. Auch bei Ladegütern mit einem hohen Schwerpunkt, die leicht kippen und umfallen können, ist Direktzurren ideal.

Baumaschinen und andere schwere Ladegüter werden in der Regel mit Ketten gesichert. Die Ketten werden gleichmäßig ohne großen Kraftaufwand angezogen. Nach kurzer Fahrzeit müssen sie kontrolliert und nötigenfalls nachgespannt werden.

Leichtes Ladegut wird mit einem Netz gesichert, damit andere Verkehrsteilnehmer nicht durch herumfliegende Teile gefährdet werden. Gefährliche Güter bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Das gilt auch für kleine und unbedeutende Mengen.

Wer ist für die Ladungssicherung verantwortlich?

Fahrer und Halter sind beide in der Verantwortung. Ladungssicherung - und damit auch die falsche Ladungssicherung - liegt im Zivilrecht und im öffentlichen Recht. Im Zivilrecht liegt die Verantwortung bei Absender und des Frachtführers. Im öffentlichen Recht sind Verlader, Fahrer und Halter verantwortlich. Nachlesen können Sie die Regelungen in der Straßenverkehrsordnung (StVO) §§ 22 ff und im Handelsgesetzbuch (HGB) § 412 . Laut HGB ist der Absender bzw. der Verlader für das beförderungssichere Laden, Stauen und Befestigen verantwortlich. Beförderungssicher bedeutet, dass die Ware sich in keiner Situation verschiebt, wegrutscht etc.

Der Frachtführer ist nicht für die beförderungssichere Verladung zuständig, sondern für die betriebssichere Verladung. Er kontrolliert, ob er ein für den Transport der Ware geeignetes Fahrzeug hat: Gewicht, Länge und Ausstattung. Er kontrolliert die Achsenlast und die Lastenverteilung. Für die Hilfsmittel zur Sicherung der Ladung ist er ebenfalls verantwortlich (er muss z. B. die Gurte auf Beschädigungen kontrollieren).

Sie als Fuhrparkleiter stellen das Fahrzeug zur Verfügung und übernehmen damit Verantwortung. Unter die Halterhaftung fällt die Verantwortung für die Ausrüstung zum Verstauen der Ladung: Sitz, Festigkeit, Abtrennungsysteme oder Verzurrösen des Lastwagens fallen in seinen Aufgabenbereich.

Häufig wird vertraglich festgelegt, dass der Frachtführer die Verladung vornimmt - beförderungs- und betriebssicher. Dann wird nur noch eine Kontrolle vom Verlader vorgenommen. Der Lastwagenfahrer ist mit verschiedenen Anforderungen konfrontiert. Er ist für den sicheren Transport und die unbeschädigte Auslieferung der Ware verantwortlich. Er muss die korrekte Lastverteilung sicherstellen und die Reihenfolge der Abladung beachten.

Verlässlicher Warentransport - für sich und andere

Die Ladungssicherung Definition finden Sie in der Straßenverkehrsordnung (StVO) § 22 (1).

Die Ladung einschließlich der Geräte zur Befestigung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können. Dabei sind die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.

Richtige Verladung und Sicherung ist eine komplexe Aufgabe, – aber sie muss nicht aufwendig sein. Grundsätzlich gilt immer: Halten (formschlüssig) ist besser als Pressen (kraftschlüssig). Die korrekte Sicherung der Ladung bedeutet Schadenverhütung. Sie schützen Ihre Ware, Ihr Fahrzeug, Ihren Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer.